Cybermobbing – Verstecken, Erkennen und Handeln

Cybermobbing ist die Verleumdung, Belästigung oder Nötigung über das Internet, soziale Medien oder Smartphones. Tragische Fälle wie die Selbstmorde von ...

Cybermobbing – Verstehen, Erkennen und Handeln

Am 15. August 2023 nahm sich der erst 14 Jahre alte Salvador Rios aus dem kalifornischen San Diego das Leben. Wenige Stunden vor seinem Tod wurde er in einem anonymen Instagram-Beitrag bloßgestellt.

In einem millionenfach abgerufenen YouTube-Video berichtete die 15-jährige Amanda Todd von Belästigung und Erpressung. Wenige Wochen später nahm sie sich das Leben.

In Berlin hat sich eine Elfjährige das Leben genommen. Vermutlich, weil sie nach massiven Mobbing-Attacken gegen sich keinen anderen Ausweg mehr sah.

Das sind nur einige Schlagzeilen, die zeigen, wie massiv sich Cybermobbing auswirken kann. Jeden Tag werden Tausende Menschen, insbesondere Kinder und Jugendliche, Opfer von Cybermobbing und sehen leider oft nur noch einen, den schlimmsten aller Auswege, Suizid.

Was ist Cybermobbing?

Wahrscheinlich hast du bereits von Cybermobbing gehört oder warst selbst schon in das Thema involviert. Unter Cybermobbing versteht man die Verleumdung, Belästigung oder Nötigung anderer Menschen über das Internet, soziale Medien oder via Smartphone zum Beispiel über WhatsApp. Es wird auch als Internetmobbing oder Cyberbullying bezeichnet.

Laut der deutschen Kriminalpolizei wurden bereits etwa 30 bis 40 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen Opfer von Cybermobbing. Die Folgen sind oft, dass sich die Betroffenen komplett zurückziehen, sich sozial isolieren, körperliche Stress-Symptome zeigen oder psychische Störungen entwickeln. Cybermobbing gehört zu den größten Gefahren, die vom Internet für Kinder und Jugendliche ausgehen.

Formen von Cybermobbing

Grundsätzlich werden zwei Formen von Cybermobbing unterschieden: das direkte und indirekte Mobbing. Beim direkten Mobbing kommt es zu einem tatsächlichen Kontakt zwischen Täter und Opfer. In etwa der Hälfte der Fälle kennen sich Täter und Opfer zum Beispiel von der Schule, dem Arbeitsplatz oder einer gemeinsamen Gruppe. Meistens jedoch nutzen die Täter die Anonymität des Internets, sodass das Opfer gar nicht weiß, von wem die Angriffe ausgehen.

Folgendes sind Formen des direkten Cybermobbings:

  • Flaming – Beleidigungen und Beschimpfungen
  • Harassment – Belästigung und Diffamierung mit „zielgerichteten Attacken“
  • Cyberthreats – Androhung von Gewalt bis hin zu Todesdrohungen
  • Happyslapping – das Opfer wird tatsächlich in demütigender Weise geschlagen, dabei gefilmt und verspottet. Die Videos werden nachher über das Internet geteilt, um das Opfer noch mehr zu demütigen. Diese Art des Mobbings geht über das übliche Cybermobbing hinaus, da es zu realer Gewalt in Form von Körperverletzung kommt.

Folgendes sind Formen des indirekten Cybermobbings:

  • Denigration – Anschwärzen und Gerüchte verbreiten. Über das Internet wird das Opfer vor anderen diffamiert und bloßgestellt, Gerüchte und Lügen werden verbreitet. Zusätzlich können auch demütigende Fotos und Videos verbreitet werden. Besonders gefährlich ist es heute, da mittels künstlicher Intelligenz auch fake Fotos oder Videos erstellt werden können, die eine Person in Situationen zeigt, in denen sie selbst nie war.
  • Impersonation – Über Fakeprofile oder durch das Hacken von Profilen werden unter falschen Identitäten Lügen oder Gerüchte verbreitet.
  • Outing and Trickery – Bloßstellung und Betrügerei; der Täter führt mit dem Opfer eine vermeintliche vertrauliche Kommunikation und baut so Vertrauen auf. Allerdings werden alle geteilten Inhalte, zu denen auch private Fotos gehören, an große Gruppen weitergeleitet, zum Beispiel an die Schulklasse. Besonders gefährdet sind hier Kinder, da sie meist noch nicht so misstrauisch sind. Hier sind besonders die Eltern und Schulen gefragt, darauf zu achten, mit welchen Personen Kinder im Netz Kontakt haben.
  • Exclusion – Ausschluss und Ausgrenzung; der Täter agiert im Verborgenen mit allen Mitgliedern einer Online-Gruppe und veranlasst diese, das Opfer auszuschließen. Der Ausschluss wird meist mit Lügen, Beleidigungen und Bloßstellungen und Gerüchten begründet. Es geht darum, das Opfer zu isolieren und damit verletzlicher zu machen.

Cybergrooming, Sexting und Cyberstalking

Des Weiteren können auch Cybergrooming, Cyberstalking, Sexting und Sextortion zum Cybermobbing zugeordnet werden. Bei diesen vier Formen geht es meist um Verstöße gegen die sexuelle Selbstbestimmung. Hier spielt es vor allem eine Rolle, wie alt die Betroffenen sind.

Cybergrooming ist besonders gefährlich, da es hier erwachsene Täter auf sehr junge Opfer, meist Kinder, abgesehen haben. Sie halten sich oft in Chatrooms oder auf Plattformen auf, in den sich vorwiegend Kinder und Jugendliche bewegen. Fast alle Täter sind sexuell motiviert und Cybergrooming führt nicht selten zu realer sexueller Gewalt oder Missbrauch. Eltern sollten also besonders darauf achten, mit wem sich ihre Kinder online unterhalten, da sich die Täter häufig hinter falschen und harmlos wirkenden Profilen verstecken.

Beim Cyberstalking wird meist eine heimlich begehrte Person oder ein Ex-Partner in den sozialen Medien oder durch digitale Kommunikation verfolgt, bedrängt und belästigt. Die Motivlage ist hier eine andere als bei den meisten Formen von Cybermobbing, denn die begehrte Person wird positiv dargestellt oder idealisiert. Es wird ein Kontakt mit der anderen Person gewünscht. Das Opfer wünscht diesen Kontakt jedoch nicht, es möchte in Ruhe gelassen werden. Werden die „Bemühungen“ des Stalkers nicht geschätzt, gehen diese oft dazu über, das Mobbing weiter auszubauen.

Beim Sexting kommt es zu einem digitalen Austausch von Nacktfotos und oder Sexvideos. Dies ist prinzipiell nicht strafbar, solange dies im wechselseitigen Einvernehmen unter Erwachsenen geschieht. Oft ist es der Fall, dass nach der Trennung einer Paarbeziehung der Partner über Bilder oder Videos des Ex-Partners verfügt und diese dann nach der Trennung ohne Zustimmung der gezeigten Person im Internet verbreitet. Dies geschieht oft aus Rachebedürfnissen.

Sextortion ist die Kombination von Sexting und Tortion (Erpressung). Beim Sextortion wird das Opfer über soziale Medien und Netzwerke kontaktiert und anfangs mit Komplimenten versorgt und persönliches Interesse vorgetäuscht. Nach einer gewissen Vertrautheit schlägt der Täter vor, in einen Video-Chat zu wechseln. Dort verführt er das Opfer dazu, sich nackt auszuziehen oder sexuelle Handlungen zu verüben. Das Opfer wird oft Tage später mit dem Videomaterial konfrontiert und erpresst. Wird ein gewisser Geldbetrag nicht gezahlt, drohen die Täter damit, die Fotos und Videos öffentlich zu machen. Sextortion ist eine moderne digitale Form der Erpressung. Opfer sind meistens Menschen, die bei ihrer Online-Partnersuche zu offen und leichtgläubig sind.

Tipps gegen Cybermobbing

Cybermobbing ist sehr vielgestaltig und facettenreich. Es ist besonders heimtückisch, da es im Grunde immer und überall erfolgen kann. War es früher so, dass Kinder und Jugendliche zumindest nach der Schule keinen Attacken mehr ausgesetzt waren, ist es heute so, dass das Mobbing zu Hause online weitergeht. Die von Cybermobbing betroffenen Menschen sitzen regelrecht in der Falle. Aus diesem Grund möchten wir dir einige Tipps geben, wie du das Mobbing aufhalten kannst. Wenn du von Mobbing – egal in welcher Form – betroffen bist, ist es wichtig, auch mit deinen Eltern oder einer Vertrauensperson aus deiner Schule über die Themen zu sprechen.

Den Tatort verlassen

Einer unserer besten Tipps gegen Cybermobbing ist, den „Tatort“ zu verlassen. Wenn das Cybermobbing anonym im Netz erfolgt, zum Beispiel über Gruppen oder Posts, dann sind die Betroffenen meist in der Situation, dass ein wildfremder Mensch sie angreift, indem er sie direkt beleidigt, Gerüchte verbreitet oder sonstiges. Der innere Antrieb, das eigene Ansehen wiederherzustellen, sich dagegen zu wehren oder falsche Behauptungen richtigzustellen, ist bei vielen Menschen stark ausgeprägt. Deswegen reagieren wir oft auf die falschen Anschuldigungen und geraten dabei immer stärker in die Mobbingfalle des Täters. Die Angreifer warten oft nur auf die Gegenangriffe, um danach noch eine Schippe draufzulegen und das Opfer weiter und intensiver zu mobben. Es kann auch passieren, dass die Täter sich weitere „Verbündete“ suchen, um ein Opfer fertig zu machen. Es werden hier sogar Gruppen gegründet. Doch frage dich einmal: Weshalb ist dir ein wildfremder Mensch etwas wert, den du überhaupt nicht kennst?

Wenn du online beleidigt wirst, kannst du dich dieser Situation ganz leicht entziehen und denjenigen ignorieren, blockieren oder bei der jeweiligen Plattform melden. Es ist natürlich verständlich, dass du dich gegen die Angriffe zur Wehr setzen willst, doch in den meisten Fällen landest du dann noch tiefer in der Mobbingfalle und der oder die Täter werden dadurch noch mehr angestachelt weiterzumachen, denn sie erreichen genau das, was sie wollen. Wenn du sie jedoch blockierst, bietest du keine weitere Angriffsfläche und das Cybermobbing funktioniert nicht, wenn es nur eine Seite gibt. Die Täter werden schnell die Lust verlieren, wenn sie merken, dass du dich nicht in eine Opferrolle begibst. Besonders hartnäckige Täter werden versuchen, dich mit weiteren (Fake-)Profilen zu attackieren, doch du kannst diese mit nur einem Klick wieder blockieren. Glaub uns, nach einiger Zeit werden die Täter aufgeben.

Wenn du die Mobber persönlich kennst, weil sie bei dir auf der Schule sind, kann es leider dazu kommen, dass sich die Attacken aus dem Netz auch ins echte Leben übertragen und es zu Gewalt kommt. Ist dies bei dir der Fall, solltest du dir Hilfe suchen. Die erste Anlaufstelle können deine Eltern oder Lehrer sein. In unseren Ratgeber-Büchern oder unseren Kursen geben wir dir auch gerne Hilfe, wie du aus der Mobbingfalle herauskommen kannst. 

Überlege, was du mit anderen teilst

Nicht alle Menschen, denen du online begegnest, meinen es gut mit dir. Wenn du die Personen, mit denen du virtuell Kontakt hast, nicht im realen Leben kennst, solltest du besonders vorsichtig sein. Nicht hinter jedem Profil steckt die Person, die sie vorgibt zu sein. Viele Täter wissen genau, was sie sagen oder schreiben müssen, damit sie dein Vertrauen gewinnen und du gewisse Informationen mit ihnen teilst. Dein Wohnort, Schule, Handynummer und Passwort sollten auf jeden Fall dein Geheimnis bleiben und nicht im Internet einsehbar sein. Achte darauf, dass du alle deine Profile auf Privat stellst, sodass du genau kontrollieren kannst, wer dir folgt und nicht jeder Zugang zu deinen Fotos, Videos oder Posts bekommt.

Das Internet vergisst nicht

Alles, was du einmal online veröffentlichst, ist nicht mehr so leicht zu entfernen. Bevor du also Fotos oder Videos teilst, solltest du dir genau überlegen, ob du möchtest, dass diese dauerhaft zugänglich sind. Denke daran, dass jeder diese kopieren oder per Screenshot dauerhaft speichern und gegen dich einsetzen kann. Auch solltest du deine Freunde, Freundinnen oder deine Familie um Erlaubnis fragen, bevor du ein Gruppenfoto online stellst.

Hole dir Hilfe

Wenn du selbst Opfer von Cybermobbing oder einer anderen Form von Mobbing bist, solltest du dir unbedingt Hilfe suchen. Du bist mit diesem Thema auf keinen Fall allein, und selbst wenn es dir unangenehm ist, gibt es immer einen Ausweg. Wende dich an deine Eltern, einen Lehrer oder eine andere erwachsene Person, der du vertraust. Es gibt auch einige Beratungsstellen, die dir weiterhelfen können. Bitte mache dir bewusst, dass du das nicht allein durchstehen musst.

Die Gesetzeslage bei Cybermobbing

In Deutschland ist Cybermobbing kein eigener Straftatbestand. Es kann jedoch strafrechtlich verfolgt werden und verschiedene andere Straftatbestände erfüllen. Durch Cybermobbing können zum Beispiel folgende Straftaten auftreten: Beleidigung, üble Nachrede, Verleumdung, Nachstellung, Nötigung, Bedrohung, Erpressung, Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereiches durch die Veröffentlichung von Bildaufnahmen oder auch Körperverletzung. Liegt das vor, sollte es in jedem Fall angezeigt werden. Dafür ist es sinnvoll, wenn du Beweise sammelst, zum Beispiel in Form von Screenshots oder durch Chatverläufe.

Fazit: Stark gegen Cybermobbing

Zusammenfassend ist Cybermobbing ein komplexes und weitreichendes Thema, das jeden betreffen kann. Die Anonymität des Internets und die leichte Zugänglichkeit digitaler Medien erleichtern das Ausüben von Cybermobbing und verstärken seine schädlichen Auswirkungen auf die Leidtragenden. Es ist daher wichtig, für Themen rund um Mobbing und Cybermobbing zu sensibilisieren – ob an Schulen, zu Hause oder in Unternehmen.

Wenn du dich stark gegen Mobbing aller Art machen willst, dann vereinbare gerne einen Termin mit uns und lasse dich zum Beispiel zum Anti-Mobbing-Coach ausbilden. Wenn du selbst von Mobbing betroffen bist, helfen wir dir aus der Mobbingfalle heraus.

Kontakt

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Der Autor

Marcell Engel

Der vierfache Familienvater und erfolgreiche Unternehmer mit mehr als 350 Mitarbeitern erlebt in seinem Berufsfeld als Tatortreiniger leider häufig die grausamen Folgen von Mobbing. In seiner mehr als 30-jährigen Erfahrung hat er über 15.000 Tatorte gesehen und viele davon zeigten die letzte Station von Mobbingfällen. Wenn die Opfer nach einer langen Zeit der Demütigung und psychischen oder physischen Gewalt – sei es in sozialen Medien, in der Schule, am Arbeitsplatz oder im familiären Umfeld – keinen anderen Ausweg mehr sehen und Suizid begehen.

Marcell Engel

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